Das ehemalige Preußische Herrenhaus aus dem Jahr 1904 wurde von 1997 bis 2000 zum neuen, festen Sitz des Bundesrats in Berlin umgebaut.

Gesunde Raumluftfeuchte für den Bundesrat 

Nach seiner Verlegung von Bonn nach Berlin zog der Bundesrat im September 2000 in ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Preußisches Herrenhaus in der Leipziger Straße. Für diese Nutzung wurde das 1904 errichtete Gebäude ab 1997 umgebaut. 

Die Modernisierung der Klimasysteme begann mit zwei RLT-Anlagen, welche die Sitzungssaal-Gruppen Ost und West mit konditionierter Zuluft versorgen. Die beiden Klimazentralgeräte mit den Funktionen Erwärmen (inklusive Wärmerückgewinnung über Kondensationsrotoren), Kühlen, Be- und Entfeuchten der Außenluft zur Zuluft haben Nenn-Luftleistungen von 14.000 m³/h und 16.000 m³/h. Weitere Klimaanlagen im Bundesratsgebäude, auch die für den Plenarsaal, wurden inzwischen ebenfalls technisch auf den neuesten Stand gebracht.

Nachrüstung der Luftbefeuchtung

Rund 17 Jahre nach Inbetriebnahme der Klimaanlagen fiel die Entscheidung, zunächst zwei technisch veraltete, energetisch ineffiziente und hygienisch nicht mehr einwandfrei arbeitende Hochdruck-Luftwäscher zu ersetzen. Bis zum Austausch mussten dem Befeuchtungswasser der Luftwäscher für einen hygienischen Betrieb stets Biozide zugegeben werden. Auch diesen Mangel galt es, durch den Einbau eines neuen Systems zur Luftbefeuchtung zu beheben. 

Neben den technischen Anforderungen im Hinblick auf Befeuchtungsleistungen, deren exakte Regelung und Energieeffizienz sowie an eine effiziente Aufbereitung des Befeuchterwassers bestand eine weitere Herausforderung darin, die neuen Befeuchtungsaggregate exakt in die bestehenden Klimazentralgeräte einzupassen. Dafür wurde die neue Technik inklusive der notwendigen Gehäuseteile millimetergenau auf die geforderten Abmessungen gefertigt. 

Auch die Klimaanlagen für den Plenarsaal wurden technisch auf den neuesten Stand gebracht

Die Klimatisierung soll in den mit Zuluft versorgten Sitzungsräumen eine Temperatur von etwa 22 bis 23 °C bei einer relativen Luftfeuchte von ca. 40 % sicherstellen.

Betrieb der Klimageräte

Die Klimatisierung soll in den mit Zuluft versorgten Sitzungsräumen eine Temperatur von etwa 22 bis 23 °C bei einer relativen Luftfeuchte von ca. 40 % sicherstellen. Dabei steuern Sensoren für Temperatur und Feuchte sowie CO2-Fühler zur Erfassung der aktuellen Luftqualität über eine Gebäudeautomation die benötigten Leistungen der Klimaanlagen.

Die Hybridluftbefeuchter arbeiten nur dann, wenn die Außenluft kalt und gleichzeitig sehr trocken ist. Werden bei einer Außentemperatur von –10 °C und einer Feuchte von etwa 1 g/kg im Nennluftbetrieb 14.000 m³/h Außenluft angesaugt und im Klimagerät erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchte auf Werte unter 5 %. Eine so trockene Zu- und Raumluft würde bei Personen trockene Schleimhäute und Augenreizungen hervorrufen. Um eine ausreichende Luftfeuchte sicherzustellen, wird die Luft im Klimagerät auf Werte von etwa 45 % befeuchtet. Bei den genannten Bedingungen mit –10 °C und einer Feuchte 1 g/kg wird die Luft im Erhitzer des Klimagerätes mit einer Gesamtheizleistung von etwa 215 kW auf 36 °C erwärmt. Diese Heizleistung wird durch die Wärmerückgewinnung aus der Abluft und durch Fernwärme bereitgestellt. Anschließend erreicht die erwärmte Luft den Hybridbefeuchter und wird dort von 1 g/kg auf den Sollzustand von 7 g/kg (45 % relative Feuchte) befeuchtet. Dafür ist eine Befeuchtungsleistung von rund 100 kg Wasser pro Stunde nötig (16.800 kg/h Luftmassenstrom x 6 g/kg = 101 kg Wasser pro Stunde). Die beiden modernisierten Klimaanlagen benötigen für diese Zerstäubungsleistung keine zusätzliche Pumpenleistung. Das Hybridsystem kommt mit einer elektrischen Gesamtleistung von 35 W aus. Durch die adiabate Befeuchtung sinkt die Lufttemperatur um 2,5 K pro g Wasser, mit dem die Luft befeuchtet wird, auf etwa 21 °C ab und wird nun auf die Soll-Zulufttemperatur nacherwärmt. Das zum Betrieb der Hybridbefeuchter benötigte Wasser durchläuft eine Wasseraufbereitungseinheit.

Die Hybrid-Luftbefeuchter Condair DL bestehen aus einer Zerstäubereinheit mit Molekular-Zerstäuberdüsen, die auf einem Trägergitter einzeln justierbar sind, und einer nachgeschalteten Verdunstungseinheit aus Keramikplatten. Für einen hygienischen Betrieb wird das zuvor aufbereitete Osmosewasser zusätzlich im HygienePlus-System mit Silberionen nachbehandelt. Ein Teil des aus den Zerstäuberdüsen bei Niederdruck eingesprühten Wassers verdunstet direkt im Luftstrom, der Rest trifft auf die Keramikplatten, welche das Befeuchterwasser vollständig aus dem Luftstrom abscheiden und verdunsten. Durch dieses Hybridverfahren werden die höchstmögliche Ausnutzung des eingesprühten Wassers sowie eine aerosolfreie und hygienisch befeuchtete Zuluft erreicht. 

Die Zuluft strömt aus Schlitzdurchlässen in die Sitzungsräume, die Abluft wird oberhalb der Paneele entnommen

Die Hybridluftbefeuchter arbeiten dann, wenn die Außenluft kalt und gleichzeitig sehr trocken ist

Projektdaten

  • Gebäude des Bundesrats in Berlin
  • ehemaliges Herrenhaus, Baujahr 1904
  • Umbau 1997 bis 2000
  • Modernisierung 2017

 

Luftbefeuchtung

  • Zwei Condair Hybrid-Luftbefeuchter DL
  • Nennleistung rund 100 kg Wasser pro Stunde, Druckverluste etwa 50 Pa
  • automatische, stufenlose Regelung der Befeuchtungsleistung in Abhängigkeit vom aktuellen Bedarf
  • Einbaulänge 900 mm, erhältlich mit 600 bis 900 mm
  • Wasseraufbereitung mit Condair Soft-Enthärtung und Condair AT2 Osmoseanlage, Nachbehandlung mit Silberionen im HygienePlus-System

Eine Umkehrosmose-Anlage stellt das mineralfreie Befeuchtungswasser bedarfsabhängig bereit

Über der Zentraleinheit des Hybridbefeuchters ist die Steuereinheit installiert
Alle Bilder: Condair GmbH