Lebens­mittel Luft

Gesunde Raumluft

  • Einleitung
  • Was ist „gute Raumluft“?
  • Warum brauchen wir
    ­gesunde Raumluft?
  • Welche Rolle spielt die
    Luftfeuchte?

Die meisten Menschen verbringen mehr als 80 % ihrer Zeit in Gebäuden. Für ein gesundes Raumklima müssen CO2, Schadstoffe, Viren und andere Keime abgeführt werden. Eine hohe Raumluftqualität wirkt sich auch auf das Wohlbefinden, die Konzentrationsfähigkeit und die Produktivität positiv aus. Gleichzeitig verringert effektives Lüften eine mögliche Virenlast im Raum und damit das Risiko einer Übertragung über virenbeladene Aerosole. Neben schadstoffarmer Luft mit einem CO2-Gehalt von maximal 1.000 ppm ist die Raumluftfeuchte wichtig für unsere Gesundheit. Experten empfehlen eine Mindestfeuchte von 40 %.

Was ist „gute Raumluft“?

Das Raumklima hat erheblichen Einfluss auf die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und auf die Kosten. Beeinflusst wird es unter anderem durch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung, Schadstoffe, die Luftqualität und die Luftwechselrate.

Welche Temperatur wir als angenehm empfinden, hängt von unserer Aktivität, der Kleidung und weiteren Faktoren wie der Luftbewegung ab. Zugluft wird vor allem bei größeren Temperaturunterschieden meistens als unangenehm empfunden und bewirkt, dass wir eine höhere Raumtemperatur benötigen, um uns wohlzufühlen. 

 

Einen wichtigen Anteil an einem guten Raumklima hat die Raumluftqualität (IAQ, Indoor Air Quality). Unsere Sinne nehmen längst nicht alles wahr, was zu einer guten Raumluft gehört. Die Konzentration von Schadstoffen in der Raumluft, die beispielsweise aus Möbeln oder Baumaterialien stammen, lässt sich mit effizientem Lüften verringern. Feinstaub von außen kann bei maschineller Lüftung aus der Zuluft gefiltert werden. Auch Menschen tragen zur Belastung der Raumluft bei. Beim Atmen geben sie CO2 ab, außerdem kann die Atemluft Keime, Bakterien und Viren enthalten. 

 

Es sollte und muss so gelüftet werden, dass der CO2-Gehalt nicht über 1.000 ppm steigt, besser sind 800 ppm. Dadurch verbessert sich die Konzentrationsfähigkeit der Personen im Raum, gleichzeitig verringern sich durch das Lüften die Schadstoffkonzentration und eine mögliche Virenlast. 

 

Fortschritte in der Gebäudetechnik haben immer energieeffizientere und zunehmend luftdichtere Gebäude ermöglicht. Hightech-Dämmstoffe, leichte Gebäudekonstruktionen und mechanische Lüftungen führen zu hervorragenden Energiebilanzen und zu Kosteneinsparungen. Flächenoptimierungen und eine höhere Nutzerdichte, beispielsweise durch Open Space Konzepte, folgen zusätzlich dem Ziel der Kostensenkung. 

 

Geringe Kosten für den Betrieb eines Gebäudes sollten jedoch nicht das einzige Ziel sein. Für eine gesundes Raumklima kommt dem Lebensmittel Luft eine Schlüsselrolle zu.

Warum wir gesunde Raumluft brauchen

Die Raumluft hat für den Gesundheitsschutz in Gebäuden eine herausragende Bedeutung. Bis zu 13.000 Liter Luft atmen wir täglich. Eine gute Qualität der Raumluft kann zu höherer Produktivität und besserer Konzentrationsfähigkeit beitragen. Die Belastung der Raumluft mit Feinstaub und Schadstoffen möglichst gering zu halten, hilft, gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorzubeugen. 

Durch Covid-19 hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf die Infektionsgefahr in Gebäuden konzentriert. Bekannte Zusammenhänge sind dabei neu in den Mittelpunkt gerückt und unterstreichen, welchen Einfluss Luftwechselrate, Temperatur, Mindestluftfeuchte, aber auch Licht auf die Verbreitung von Viren haben.

Atemwegsinfektionen verursachen massiven Produktivitätsausfall und hohe Gesundheitskosten, die zu Lasten von Unternehmen und der Gesellschaft gehen. Wie katastrophal die volkswirtschaftlichen Konsequenzen sein können, zeigt die Corona-Pandemie. Aber allein schon Influenza-Infektionen verursachen jedes Jahr rund 500 Millionen Erkrankungsfälle weltweit. Besondere Gefahren gehen von Gebäuden aus, in denen sich viele Menschen in unmittelbarer Nähe zueinander aufhalten.

Welche Rolle spielt die Luftfeuchte?

 

Bei niedrigen Temperaturen kann die Luft nur wenig Wasserdampf aufnehmen. Kommt im Winter die kalte Außenluft beim Lüften in einen Raum und erwärmt sich, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit. 

Die Raumluftfeuchte liegt dann in vielen Wohn- und Nichtwohngebäuden weit unter der empfohlenen Mindestfeuchte von 40 %, die wichtig für die Gesundheit ist – unter anderem, um Atemwegserkrankungen vorzubeugen. 

 

An kalten Tagen hat die Außenluft eine niedrige absolute Luftfeuchtigkeit. Wird sie im Raum aufgeheizt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit. Mit Luftbefeuchtung lässt sich die empfohlene Mindestfeuchte von 40 % erreichen.

Innenraumluft und Infektionsrisiko

  • Einleitung
  • Kontakt, Tröpfchen und Aerosole
  • Raumklima und Infektionsschutz

Seit Monaten beschäftigt SARS-CoV-2 Fachleute, Politiker und Bürger. Seit virenbeladene Aerosolpartikel als einer der Hauptübertragungswege gelten, wird auch das Infektionsrisiko in Innenräumen intensiv diskutiert. Krankheitserreger, die im Atemtrakt siedeln, gelangen beim Atmen, Husten, Sprechen oder Niesen mit Partikeln unterschiedlicher Größe an die Luft. Während die größeren Tröpfchen schnell absinken, können die kleineren Aerosole stundenlang in der Luft schweben und sich im gesamten Raum verbreiten. Dadurch besteht das Risiko, dass sich Personen infizieren, weil sie virenbeladene Aerosole einatmen – selbst wenn alle großen Abstand voneinander halten. Effizientes Lüften hilft, das Risiko der Übertragung von Corona-Viren durch Aerosole zu verringern.

Übertragungswege – Kontakt, Tröpfchen und Aerosole

 

Bei der Ausbreitung viraler Infektionen der Atemwege unterscheidet man zwischen Luftübertragung sowie direkter und indirekter Kontaktübertragung.

Bei der direkten Kontaktübertragung wird ein Virus durch direkten Haut- und Schleimhautkontakt übertragen, ohne dass es ein anderes Medium als Transportweg nutzt. Wenn zum Beispiel ein Grippe-Infizierter in die Hand niest, haften die Viren an der Handfläche. Gibt der Erkrankte einem anderen Menschen die Hand, der sich anschließend ins Gesicht fasst, können die Viren über Mund, Nase, Augen in die Schleimhäute eindringen. Diese als Schmierinfektion bezeichnete Übertragung kann auch indirekt erfolgen, wenn sich Erreger beispielsweise an gemeinsam genutzten Türgriffen absetzen und nach der Berührung kontaminierter Oberflächen über die Hände mit den Schleimhäuten in Kontakt gebracht werden.

Häufigster Ansteckungsweg ist die Luftübertragung im Nahbereich über Tröpfchen und in größerer Entfernung über Aerosole. Viren eines Infizierten werden von einem anderen Menschen eingeatmet und über die Schleimhäute der oberen Luftwege aufgenommen. Je nach Größe der Partikel spricht man von einer Tröpfchen- oder Aerosolübertragung. Beim Atmen, Husten, Sprechen oder Niesen gelangen Krankheitserreger, die im Atemtrakt siedeln, durch Partikel in unterschiedlicher Größe und Anzahl an die Luft. Von Tröpfchen spricht man in der Medizin bei einem Durchmesser von mehr als 5 μm (Mikrometer). Diese für die Tröpfcheninfektionen relevanten größeren Partikel schweben nur kurz in der Luft und sinken nach wenigen Sekunden auf den Boden oder setzen sich auf anderen Flächen ab. Tröpfchen werden hauptsächlich bis zu einer Distanz von ca. 1,5 bis 2 m übertragen. Allerdings können Viren wie beschrieben auch indirekt durch Schmierinfektion übertragen werden.

Von einer Luftübertragung spricht man bei der sogenannten Aerosolübertragung. Kleinere Flüssigkeitspartikel mit einer Größe von weniger als 5 μm werden als Aerosole bezeichnet. Teilweise bestehen diese Partikel nur noch aus einem Tröpfchenkern und festen Rückständen. Sie sind so klein, dass sie stundenlang in der Raumluft schweben und sich im gesamten Raum verbreiten können. Dadurch besteht das Risiko, dass sich Personen infizieren, weil sie virenbeladene Aerosole einatmen, die eine andere Person im Raum abgegeben hat – selbst wenn alle großen Abstand voneinander halten. 

Zusammenhang zwischen Raumklima und Infektionsschutz

 

Je nach Übertragungsweg sind unterschiedliche Maßnahmen geeignet, um sich vor Virusübertragungen in Innenräumen zu schützen: Bei der Tröpfchen- und Schmierinfektion kann durch personenbezogene Maßnahmen wie das Einhalten eines Mindestabstandes, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Handhygiene die Ansteckungsgefahr verringert werden. 

Anders sieht es bei der Aerosolübertragung aus, bei der diese Maßnahmen kaum wirksam sind. Weil sich Aerosole in der Raumluft verteilen, haben Faktoren mit direktem Einfluss auf die Reichweite, Schwebefähigkeit und Infektiosität von virenbeladenen Aerosolen Auswirkungen auf das Übertragungsrisiko. In geschlossenen Räumen spielt also das Raumklima eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass die Kontrolle des Luftwechsels, der Temperatur und der relativen Luftfeuchte wirksame Maßnahmen zur Eindämmung von Aerosolübertragungen sind.

Eine optimierte Lüftung mit hohem Außenluftanteil reduziert durch das Verdünnen und Heraustragen infektiöser Aerosole das Infektionsrisiko. Allerdings sinkt im Winter beim Lüften die relative Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen. Wird nichts dagegen unternommen, kann das Austrocknen der Schleimhäute die Selbstreinigung der Atemwege erheblich beeinträchtigen.

Die Virenübertragung durch Kontakt oder Tröpfchen kann durch Einhalten der AHA-Regeln verringert werden. Um die Aerosolübertragung in Innenräumen einzudämmen, ist effizientes Lüften erforderlich. 

Trockene Luft und Atemwegserkrankungen

  • Einleitung
  • Trockene Luft konserviert Viren
  • Selbstreinigung der Atemwege

Die Luftübertragung von Viren wird durch die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum erheblich beeinflusst. Studien besagen, dass das Übertragungsrisiko bei einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % am kleinsten und gleichzeitig in diesem Bereich die Immunabwehr des Menschen am wirkungsvollsten ist. Dass Erkältungs- und Grippewellen vor allem in der kälteren Jahreszeit auftreten, hängt auch damit zusammen, dass die kalte Außenluft wenig Wasser aufnehmen kann. Kommt diese Luft mit ihrer geringen absoluten Luftfeuchtigkeit ins Gebäude, sinkt beim Erwärmen die relative Luftfeuchtigkeit oft auf Werte, die weit unter der empfohlenen Mindestluftfeuchte von 40 % liegen. Wird die Luft nicht zusätzlich befeuchtet, entzieht sie Feuchtigkeit aus Materialien, Bauteilen und dem menschlichen Körper.

Zu trockene Luft konserviert Viren

Aerosole bestehen im Wesentlichen aus Wasser, gelösten Salzen und Eiweißen. Bei einer relativen Luftfeuchte von weniger als 40 % verlieren sie ihren Wasseranteil und vertrocknen. Dadurch werden sie kleiner und leichter, sodass sie länger in der Luft schweben können. Außerdem sind sie durch den geringeren Wasseranteil weniger klebrig als feuchte Aerosole und haften weniger untereinander. Durch Luftströme und Bewegungen der Raumnutzer werden trockene Aerosole schneller wieder von Oberflächen aufgewirbelt und weiter verbreitet.

Die relative Luftfeuchtigkeit beeinflusst neben der Schwebefähigkeit und Verweildauer von Keimtröpfchen in der Luft auch die Ansteckungsgefahr.

Zusätzlich zum Schwebeverhalten hat die Luftfeuchte gravierende Auswirkungen auf die Infektiosität von Keimtröpfchen. Unter 40 % relativer Luftfeuchte trocknen die Aerosole so stark aus, dass die enthaltenen Salze auskristallisieren. Wenn es sich um virenbeladene Aerosole handelt, werden die Viren konserviert und bleiben länger infektiös. Beim Einatmen lösen sich die auskristallisierten Salze in den feuchten Atemwegen wieder auf. Die immer noch ansteckungsfähigen Viren werden auf der Schleimhaut des Atemtraktes freigesetzt und können Infektionen auslösen. Ist die relative Luftfeuchte im optimalen Bereich zwischen 40 und 60 %, verdunstet der Wasseranteil der Aerosole nur so weit, dass sich die Salzkonzentration ohne Auskristallisierung stark erhöht und die in den Aerosolen enthaltene Viren inaktiviert werden können.

Das Scofield-/Sterling-Diagramm zeigt, dass die Belastung durch Bakterien, Viren oder Pilze bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % am geringsten ist. 

Luftfeuchtigkeit und Selbstreinigung der Atemwege

 

Der Mensch ist Angriffen von Viren und Bakterien nicht schutzlos ausgeliefert. Die Funktionsfähigkeit unseres Immunsystems entscheidet darüber, ob wir krank werden und wie schnell der Genesungsprozess verläuft. Im Atemtrakt schützen uns die Schleimhäute durch ihre Selbstreinigungsfunktion vor Infektionen. Feine Flimmerhärchen auf der Oberfläche der Schleimhäute bewegen sich in einem dünnflüssigen Sekret (Sol-Schicht). Darüber liegt eine klebrige Gel-Schicht, auf der ein Großteil der eingeatmeten Viren, Bakterien und Luftschadstoffe haften bleiben. Solange die Flimmerhärchen frei beweglich sind, transportieren sie den Schleim zusammen mit den Mikroorganismen in Richtung Kehlkopf, wo er verschluckt oder ausgehustet werden kann.

Mit sinkender Luftfeuchtigkeit verliert jedoch der Abtransport der Krankheitserreger an Wirksamkeit. Bei geringer Luftfeuchte wird der Sol-Schicht Wasser entzogen. Die Flimmerhärchen werden allmählich niedergedrückt und verlieren ihre Beweglichkeit. Die zunehmende Viskosität der Schleimhäute führt zu einer Blockade des Schleimflusses und das Infektionsrisiko durch in die Schleimhautzellen eindringende Viren steigt. Untersuchungen zeigen, dass die höchste Transportgeschwindigkeit und damit das geringste Ansteckungsrisiko bei 45 % relativer Luftfeuchte erreicht wird.

Selbstreinigung der Schleimhäute. Beim Atemzug in trockener Luft werden die Partikel nicht abgefangen, die Infektionsgefahr steigt. Beim Atemzug in feuchter Luft (rechts) können die Partikel abgefangen werden. 

Wege aus dem Infektionsrisiko im Gebäude

  • Einleitung
  • Lüften senkt die Virenlast
  • Luftreiniger
  • Infektionsrisiko abschätzen
  • Betrieb von RLT-Anlagen
  • BTGA-Praxisleitfaden
  • FGK Status-Report 52
  • FGK Status-Report 58

Um die Übertragung von Viren über Aerosole zu verringern, ist eine Lüftung unerlässlich, die die ausgeatmete Luft schnell abtransportiert. Das geht am zuverlässigsten mit einer Lüftungsanlage. 

 

Luftreiniger, die bestimmte Anforderungen erfüllen, bieten eine Möglichkeit, die Virenlast zu verringern, wenn dafür in einem Raum nicht ausreichend gelüftet werden kann. Der Luftaustausch ist dennoch wichtig, um „verbrauchte“ Luft durch Außenluft zu ersetzen. 

Lüften senkt die Virenlast im Raum

Lüftungsanlagen bringen kontinuierlich frische, gefilterte Luft in die Räume und saugen die belastete Raumluft ab. Dadurch sinkt im Gebäude die Belastung mit Kohlendioxid (CO2), Keimen und anderen Schadstoffen. Experten empfehlen, die Anlagen mit einem möglichst hohen Anteil an Außenluft zu betreiben, um die Virenlast im Raum zu senken. Umluftanteile sollten auf das Minimum zurückgefahren werden. 

Gleichzeitig sollte eine Raumluftfeuchte von mindestens 40 Prozent sichergestellt werden. Im Bereich zwischen 40 und 60 % sinkt beispielsweise die Übertragung von Grippeviren deutlich. Ist die Raumluftfeuchte zu niedrig, trocknen die Schleimhäute in Mund, Nase, Rachen und Augen aus. Sie können dann Schmutz und Keime nicht mehr so effizient aus der Atemluft filtern, sodass infektiöse Keime länger im Atemtrakt bleiben. 

Für die kontinuierliche Lüftung bietet der Markt eine große Bandbreite an zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen.

In den meisten maschinell belüfteten Räumen ist eine Mischlüftung im Einsatz. Bei idealer Mischlüftung werden Verunreinigungen und Aerosolpartikel durch die zugeführte Frischluft verdünnt. Es ergeben sich im gesamten Raum gleiche Konzentrationen. In der Praxis können jedoch bei der realen Mischlüftung an einzelnen Stellen im Raum höhere Konzentrationen zum Beispiel an virenbelasteten Aerosolen auftreten. 

Vor allem für höhere Räume eignet sich die Quelllüftung, bei der die Zuluft mit Untertemperatur in der Nähe des Fußbodens in den Raum strömt, sich erwärmt und aufsteigt, sodass sich Belastungen unter der Decke anreichern und die Luftqualität im Aufenthaltsbereich verbessert wird. Über Abluftöffnungen im oberen Bereich des Raums wird die Luft abgeführt.

 

Die Fensterlüftung ermöglicht zwar ebenfalls den Abtransport belasteter Raumluft, hat aber ihre Grenzen: Je nach Temperaturdifferenzen und Winddruckverhältnissen kann es sein, dass der Luftaustausch nur sehr gering ist, außerdem gelangen durch die offenen Fenster Lärm und Staubbelastungen in die Räume. Und wer in die Dämmung eines Gebäudes investiert hat, ist schlecht beraten, mit der teuer aufgeheizten Raumluft „die Straße zu heizen“ und dadurch den Energiespareffekt zunichte zu machen.

Zentrales Lüftungssystem

Semizentrales Lüftungssystem

Dezentrales Lüftungssystem

Lüftung für Sporthallen, Umkleiden, Duschen

Lüftung für Küchen (links) und für Versammlungsstätten

Bilder: EXHAUSTO by Aldes

Luftreiniger 

Wenn nicht in ausreichendem Maß gelüftet werden kann, bieten Luftreiniger eine Möglichkeit, die Virenlast im Raum zu verringern. Geräte mit HEPA-Filtern oder UV-C-Strahlung können sehr wirksam sein. Voraussetzung ist, dass solche Reiniger eine gute Luftdurchströmung erreichen, sodass sie die gesamte Raumluft in einem nicht allzu langen Zeitraum umwälzen. Dafür sind im allgemeinen Luftreiniger mit einer Höhe ab etwa zwei Metern im Vorteil. Die Geräte dürfen zudem nicht zu laut sein. Sonst besteht die Gefahr, dass die Nutzer sie aufgrund der störenden Geräusche abschalten.

Auch beim Einsatz von Luftreinigern muss gelüftet werden, sonst reichert sich das CO2, das beim Atmen abgegeben wird, in der Raumluft an. Oft wird mit CO2-Sensoren kontrolliert, wann gelüftet werden soll. Als Grenzwert wird seit vielen Jahren eine CO2-Konzentration von 1.000 ppm angegeben, besser sind 800 ppm.

Abschätzung des Infektionsrisikos 

Wissenschaftler der RWTH Aachen haben das Infektionsrisiko durch aerosolgebundene Viren in unterschiedlichen Räumen mit unterschiedlicher Belegung analysiert – vom Hörsaal mit 1.000 Studierenden über das Klassenzimmer bis zur größeren Feier zuhause. Sie bewerten das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus durch Aerosole insbesondere in Räumen mit langer Nutzungsdauer, hoher Belegungsdichte und ohne maschinelle Lüftung oder Lüftungsleitfaden – beispielsweise in vielen Klassenräumen – im Vergleich zu anderen Raumtypen kritisch. Auch private Feiern können aufgrund von geringem Luftwechsel viel riskanter sein als Veranstaltungen in gut belüfteten öffentlichen Gebäuden. 

Bei gleichem Luftwechsel hängt das Infektionsrisiko durch aerosolgebundene Viren unter anderem vom Raumvolumen, der Zahl der Personen und der Aufenthaltsdauer im Raum ab. Wissenschaftler der RWTH Aachen haben dies untersucht. 

Studie der RWTH Aachen: Abschätzung des Infektionsrisikos durch aerosolgebundene Viren in belüfteten Räumen

Zur Abschätzung des Infektionsrisikos durch Aerosole wurden mehrere Berechnungstools entwickelt. 

Empfehlungen für Planer und Betreiber Raumlufttechnischer Anlagen

Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) sind für das Betreiben vieler Gebäude aus energetischer und hygienischer Sicht eine unabdingbare Voraussetzung. Dabei kommt der regelmäßigen Wartung und Instandhaltung eine entscheidende Bedeutung für den sicheren Anlagenbetrieb zu.

In einer gemeinsamen Stellungnahme des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausrüstung e. V., BTGA, des Fachverbands Gebäude-Klima e. V., FGK, und des Herstellerverbands Raumlufttechnische Geräte e. V. werden Fragen beantwortet, mit denen Betreiber von RLT-Anlagen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sind. Die Verbände haben die derzeitigen Empfehlungen zusammengefasst und geben sie auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes weiter. 

Betrieb Raumlufttechnischer Anlagen unter den Randbedingungen der aktuellen Covid-19-Pandemie

BTGA-Praxisleitfaden 

Der BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e. V. hat einen Praxisleitfaden “Planung und Betrieb von RLT-Anlagen bei erhöhten Infektionsschutzanforderungen” veröffentlicht. Darin wird gezeigt, wie Raumlufttechnische Anlagen unter den Bedingungen einer Pandemie korrekt betrieben, regelmäßig inspiziert und gewartet werden sollten – unabhängig von allen anlagentechnischen Maßnahmen. Der BTGA-Leitfaden ist als Hilfestellung gedacht und nicht als technische Vorgabe. 

BTGA-Praxisleitfaden: Planung und Betrieb von RLT-Anlagen bei erhöhten Infektionsschutzanforderungen

Anforderungen an Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg

Es gilt inzwischen als gesichert, dass effektives Lüften oder eine zielführende Luftreinigung das Infektionsrisiko signifikant verringern kann. Der FGK Status-Report 52 schlägt ein auf europäischen Normen basierendes, vereinfachtes Bewertungsverfahren vor, mit dem auf pragmatische und einfache Weise dokumentiert werden kann, dass Anforderungen an Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg eigehalten werden. Wie bei den AHA-Regeln geht es darum, einen möglichst hohen Nutzen bei noch vertretbarem Aufwand zu erreichen. Für die Lüftung/Luftreinigung werden Regeln definiert, die das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 verringern. Wie die AHA-Regeln können auch sie keinen absoluten Schutz bieten. 

FGK Status-Report 52: Anforderungen an Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg – AHA + L

+L-App zum Nachweis des lüftungstechnischen Infektionsschutzes

Anforderungen an die Raumluftfeuchtigkeit zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg – AHA + L + Feuchte

Obwohl die Raumluftfeuchtigkeit eine mögliche Übertragung von Infektionskrankheiten über Aerosole beeinflussen kann, spielt sie bisher in den Normen für die Auslegung der Lüftungs- und Klimatechnik eher eine untergeordnete Rolle. Studien deuten jedoch darauf hin, dass eine Raumluftfeuchtigkeit von mindestens 40 % in Kombination mit den entsprechenden lüftungstechnischen Maßnahmen geeignet ist, das Infektionsrisiko zu verringern. Mit dem FGK Status-Report 58 „Anforderungen an die Raumluftfeuchtigkeit zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg – AHA + L + Feuchte“ werden Anforderungen an die Raumluftfeuchtigkeit in der Heizperiode vorgestellt – für die Zeit also, in der die Luftfeuchtigkeit häufig sehr gering ist.

Politische Botschaften

  • Einleitung
  • AHA+L berücksichtigen

Der Fachverband Gebäude-Klima e. V. setzt sich dafür ein, dass im Lockdown Öffnungsoptionen ermöglicht werden, wenn Betreiber nachweisen, dass sie die notwendigen Anforderungen zur Verringerung des Infektionsrisikos einhalten. Er hat einen Vorschlag für ein vereinfachtes Nachweisverfahren auf Basis europäischer Normen veröffentlicht.

Reduziertes Infektionsrisiko soll Öffnungsoptionen ermöglichen

Mit dem Status-Report 52 „Anforderungen an Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg“ setzt sich der Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK) dafür ein, dass im Lockdown Öffnungsoptionen ermöglicht werden, wenn Betreiber nachweisen, dass sie die notwendigen Anforderungen zur Verringerung des Infektionsrisikos einhalten – analog zu den Lockerungen, die in vielen Städten beispielsweise beim Dieselfahrverbot gelten, wenn das Fahrzeug bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Aus Sicht des FGK sollte Betreibern das Öffnen dann wieder erlaubt werden, wenn sie nachweisen, dass ihre Organisation und Technik geeignet sind, das Infektionsrisiko gering zu halten. Der Status-Report 52 schlägt Regeln für ein vereinfachtes Nachweisverfahren auf Basis europäischer Normen vor. Wie die AHA-Maßnahmen kann auch dieser Vorschlag keinen absoluten Schutz bieten. Dennoch: Das Ziel ist möglichst großer Nutzen bei noch vertretbarem Aufwand. Ein Flyer fasst den Grundgedanken zusammen: Statt Lockdown für alle sollte es Öffnungsoptionen geben, wenn die Anforderungen erfüllt sind.

Für den Nachweis des lüftungstechnischen Infektionsschutzes hat der FGK ein Tool entwickelt. Mit Hilfe der +L-App kann ermittelt werden, ob die im Status-Report 52 vorgeschlagenen Anforderungen an die Lüftung und Luftreinigung eingehalten werden.

Kontakt

Fachverband Gebäude-Klima e. V.

Danziger Str. 20
74321 Bietigheim-Bissingen

Tel. +49 7142 788899-0

Fax +49 7142 788899-19

www.fgk.de  I  info@fgk.de

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