Um die Lüftungssituation an den Schulen zu verbessern, wurden bei der Stadt Kassel zu Beginn der dritten Corona-Welle Investitionen von rund 1,9 Mio. Euro genehmigt. Zuschuss gab es vom Land Hessen, das Schutzvorkehrungen im Zuge der Pandemie förderte. Inzwischen sind 132 Räume in 13 Kasseler Schulen und drei Kindertagesstätten mit dezentralen Lüftungsgeräten ausgestattet, die bis zu 800 m³ Luft pro Stunde austauschen können. Damit wird auch bei geschlossenen Fenstern die Frischluftzufuhr sichergestellt und gleichzeitig die Lärmbelastung minimiert.

Herausforderung Raumlufthygiene an Schulen
Für eine langfristig qualifizierte Schulbildung ist Präsenzunterricht unverzichtbar. Das stellt jedoch in der Corona-Pandemie die Verantwortlichen im Schulbereich vor große Herausforderungen – unter anderem wegen der bestehenden Infrastruktur. „In modernen Schulgebäuden gehören zentrale Lüftungsanlagen zur Standardausstattung. So werden hohe CO₂-Konzentrationen vermieden und das Klassenzimmer energieeffizient mit Frischluft versorgt“, sagt Projektleiter Christian Lorenz. Weil die Nachrüstung zentraler Lüftungsanlagen in bestehende Gebäude nur mit größerem Aufwand möglich ist, ließ die Stadt Kassel in ausgewählten Schulräumen dezentrale Lüftungsgeräte nachrüsten. 

Störungsfreier Lehrbetrieb bei geschlossenen Fenstern
Im direkten Vergleich zur alltagstypischen Variante der Fensterlüftung können Lüftungsgeräte gezielt eine deutliche Senkung der Partikelkonzentration erreichen und damit eine mögliche Virenlast in der Raumluft verringern. Für Schulen, die an viel befahrenen Straßen liegen, stellt langes Öffnen der Fenster das zusätzliche Problem dar, dass Verkehrslärm den Unterricht enorm stört. Um herauszufinden, welche Schulen für das Kasseler Projekt infrage kommen, wurde die Lärmbelastung gemessen und vor Ort in den Einrichtungen geprüft, ob tatsächlich Klassenräume oder vielleicht nur Flure zu den Straßen hin liegen. Daraus ergab sich eine Prioritätenliste. In der Grundschule in der Unterneustadt beispielsweise wurden 14 Räume mit den Lüftungsgeräten ausgestattet. Insgesamt hat Kassel in 13 schulischen Einrichtungen solche Raumlufttechnischen Geräte (RLT-Geräte) nachgerüstet. Auch die drei Kindertagesstätten am Brasselsberg, in Harleshausen und Waldau wurden berücksichtigt.

Hygienische Raumluft, Komfort und Energieeffizienz vereint
Die Lüftungsgeräte tauschen verbrauchte Raumluft gegen frische Außenluft. Über einen CO₂-Sensor kann der jeweilige Raum bedarfsgerecht stufenlos mechanisch belüftet werden. Halten sich weniger Menschen darin auf, läuft das Gerät auf einer niedrigeren Stufe. „Somit werden präzise gesteuert hohe CO₂-Konzentrationen in den Räumlichkeiten verhindert und möglicherweise virenbeladene Aerosolpartikel, Schad- und Geruchsstoffe, Feinstäube sowie zu hohe Feuchtigkeit konsequent und vor allem energieeffizient ausgetauscht“, erklärt Norbert Gruber, Director Sales Air Handling Systems bei WOLF. Das Wirkungsprinzip der eingesetzten Geräte ist einfach. Die Anlage saugt von unten verbrauchte Luft an und gibt diese über ein Rohr nach draußen ab. Durch ein zweites Rohr gelangt frische Außenluft in das Gerät, welche erwärmt über ein Ausblasgitter direkt in den Raum abgegeben wird. Die Wärmerückgewinnung erfolgt mittels Kreuzstrom-Wärmetauscher mit einem Wirkungsgrad von über 90 %. Anders als beim Fensterlüften geht so in der kalten Jahreszeit nur wenig Wärme nach außen verloren.